Veronica Spinola Serra (zuvor als Marchesa Spinola bekannt), Rubens 1605/06
Artikel in der Berliner Zeitung hier
Vergleichsfall: das dritte Rubensbild
Es gab ein drittes Rubensbild von Rosa und Jakob Oppenheimer in der Zwangsversteigerung 1935 , die Ölstudie „Allegorie der Ewigkeit“, das später in die USA kam, an das Museum of Art San Diego, Kalifornien.
Anders als in Stuttgart und Karlsruhe, arbeitete das Museum of Art San Diego eng mit den Nachfahren zusammen und kam zum Schluß, das die Regelung in den 50er Jahren unzureichend war.
„We knew that restitution paid to the heirs in 1957 had been the maximum allowed-75,000 marks for an estimated value of approximately 500,000 marks“.
San Diego entschädigte im Jahr 2004 neu und gaben im Abschlussbericht einen Hinweis, der sich wie ein Zeichen an Stuttgart und Karlsruhe liest: „lt is important that we share the story and our process with colleagues, knowing that there will likely be future claims from the same sale and wishing that we had had the benefit of more information sooner.“
Im Gegensatz zu den Fällen in Stuttgart und Karlsruhe war beim Rubensbild San Diego gesichert, das es tatsächlich bereits eine finanzielle Entschädigung in den 50er Jahren gab, auch die Summe ist bekannt.
San Diego prüfte auch, ob die frühere Entschädigung zurückgezahlt werden muß, das war nicht der Fall.
Nach Auskunft bei unabhängigen Rechtsexperten zur Restitution Anfang Januar wurde die Rechtslage der Rubensbilder in Stuttgart und Karlsruhe wie folgt skizziert: Die außergerichtliche Einigung 1954 könnte den bisher bekannten Umständen nach sittenwidrig gewesen sein, denn es gab eine klare Anordnung der Behörden in Deutschland zu Rückgabe, doch die Rubensbilder wurden ins Ausland entzogen, die Nachfahren damit unter Druck gesetzt, einer ungünstigen Einigung zuzustimmen. Die Museen müssten einen glaubwürdigen Restitutionszurückhaltungsgrund belegen, der dieser Einigung 1954 voranging (der liegt bislang nicht vor). Bei der außergerichtlichen Einigung /Vergleich fehlen die Informationen zum Inhalt, zum Beispiel eine bestimmte Höhe einer Entschädigung – auch das wäre nicht ausreichend.
Die bewegende Biographie von Jakob und Rosa Oppenheimer im Raubkunstfall der Rubensbilder ist Teil eines geplanten Buches.
Ergänzungen
Am Tag des Erscheinens des Artikels in der Berliner Zeitung sandte das Landesarchiv ein Schlüsseldokument in den Akten (Brief vom 18.10.1954, das einen außergerichtlichen Vergleich ohne Angaben zum Inhalt nennt). Das Gutachten von Anja Heuss aus dem Jahr 2001 ist noch unter Verschluss, die Museen Stuttgart und Karlsruhe lassen gerade vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst prüfen, ob das Gutachten zur Einsicht freigeben werden darf.
Conrad Bareiss erwarb das dritte Rubensbild aus der Graupe-Auktion 1935 im Jahr 1938, es ging also nicht direkt in der Versteigerung an ihn, wie zunächst im Artikel genannt.
Angaben des Museums San Diego zur Provenienz von „Allegorie der Ewigkeit“ im Bericht
Quellen (Auszug):
Museum News, March/April 2006, the magazine of the American Association of Museums, Peter Paul Rubens’s “Allegory of Eternity”: A provenance Research Case Study. On Febr 2000, the San Diego Museum of Art received a claim on behalf of the heirs of Jakob and Rosa Oppenheimer.
German Lost Art Foundation, Provenienz Margraf & Co mit biographischen Daten zu Jakob und Rosa Oppenheimer
Klaus Schrenk, 2001, ‚Das Gemälde „Bildnis der Marchesa Veronica Spinola Doria“ von Peter Paul Rubens und die Chronologie einer Rückforderung‘, in Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste (ed.), Beiträge öffentlicher Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland zum Umgang mit Kulturgütern aus ehemaligem jüdischem Besitz (Magdeburg: Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste, 2001), 150-159.
Serge Klarsfeld, Vichy – Auschwitz, Greno Verlag Nördlingen, Hamburger Institut für Sozialgeschichte 1989
Auf Seite 281 berichtet Serge Klarsfeld von seinen Erlebnissen der Razzia in Nizza als 8-jähriges Kind, als sein Vater verhaftet wurde.
Arnold Schwarzenegger hands back Nazi loot, 11.4.2009, The Guardian
Schwarzenegger gib NS-Raubkunst zurück, 11.4.2009, Die Welt
Weitere Materialien von Stephen P. Urenkel von Rosa und Jacob Oppenheimer. Die Audioaufnahmen stammen von Nelly Bloch aus den Jahren 1985/86 und von Hilde Stein aus den Jahren 1989 bis 1993. Ein Brief von Jacob Oppenheimer vom Juli 1939 dokumentiert sein Antiquitätengeschäft in der Rue de Rivoli 2 in Nizza.
Memorial to the Jews deported from France 1942-1944 by Serge Klarsfeld, Beate Klarsfeld Foundation New York, Seite 462 zum Konvoy 61, Seite 467 zur Namensliste des Konvoys mit Rosa Oppenheimer, geb. Silberstein
Karteikarte zu Rosa Oppenheimer Doc. No. 87043881#1 in conformity with the ITS Archives, United States Holocaust Memorial Museum
Kontext Wochenzeitung, „Sitzen verboten“, Ausgabe 307, Autor Josef-Otto Freudenreich, Artikel über Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart Christiane Lange, 2017